Jupp Kurth

Aus "Spuren" Nr. 6, 2006

Hans Frings, zu dem Zeitpunkt Präsident des Festkomitee Dürener Karneval, schrieb 1978 über ihn: „Die Zuhörer nannten ihn … den ‘Dürener Ostermann’“. Jupp Kurth, Texter, Komponist und Sänger der bekanntesten Dürener Karnevalsschlager der 50er Jahre. Wer war dieser Liedermacher, dessen Name so eng mit der Neugründung des Dürener Karnevals nach dem Krieg verbunden ist?

Am 14.07.1894 wird Josef Kurth in Düren als 2. Sohn einer Konditorfamilie geboren. Schon früh interessiert er sich für Musik und beginnt sogar ein Musikstudium, das er abbrechen muss, als sein Bruder im 1. Weltkrieg fällt. Er steigt ins elterliche Geschäft ein, beginnt eine Konditorlehre, macht 1922 seine Meisterprüfung. In seiner Freizeit musiziert er weiter, erhält Unterricht beim städtischen Kapellmeister Heinz Bongartz, der später Chefdirigent der Dresdner Philharmonie wurde. Jupp Kurth spielte Klavier und Cello, später sogar in mancher Sonntagsmesse die Orgel in der Annakirche.

Der Krieg zeichnete sein Schicksal, wie das vieler Dürener, schwer. Sein Sohn fiel neunzehnjährig in Russland, seine Frau und seine Schwester starben beim Bombenangriff auf Düren am 16. November 1944. Sein Haus wurde zerstört.

Mit Unterstützung seiner zweiten Frau Aenne baut er sich nach dem Krieg in Düren als Konditor eine neue Existenz auf. In den Trümmern seines zerstörten Hauses am Markt fanden sie den intakten Backofen, räumten ihren Schutt beiseite und bauten das Haus neu auf. Sie erhalten von den Amerikanern Mehl, um Zwieback zu backen. Dieser darf nur bei Vorlage einer ärztlichen Verordnung an magenleidende Dürener abgegeben werden.

Als das Mehl wieder regelmäßig kam, konzentrierten sie sich wieder auf Konditorware. Die Konditorei am Markt, in der sie auch lebten, verkaufte Jupp Kurth 1958 an den Konditormeister Heiner Düren, der dort das Café Düren betrieb. Jupp Kurth unterrichtete bis zu seinem Tod an der Gewerblichen Berufsschule Düren als Fachlehrer die Konditorklasse und die Konditoreiverkäuferinnen. Außerdem war er Musikredakteur für die Aachener Volkszeitung und die Aachener Nachrichten. Kaum eine musikalische Aufführung im Nachkriegs-Düren, die er nicht fachkundig für die Zeitungen bewertete.

Nachdem Jupp Kurth von einer Bekannten 1950 ein Klavier erhielt, begann er mit neuem Mut eigene Lieder zu schreiben. „Häste denge Schutt dann noch net fott“ war das erste, weit über siebzig sollten folgen. Seine Heimatlieder meist im ruhigen Walzertempo erinnerten melancholisch an das alte, zerstörte Düren, machten aber auch Mut zum Wiederaufbau und zu neuer Hoffnung. Pathetisch anmutende Zeilen wie

„Düre lev Düre, wie wars du doch su schön,
Düre lev Düre, mie krige dich och wedde op de Been,
Düre lev Düre, mie verliere net de Mot,
on wenn der eene däm and’re help,
dann wied alles, alles wedder goht.“

aus dem Lied „Düre lev Düre“ trafen den damaligen Zeitgeist in Düren und mitten ins Herz seines Dürener Publikums. Viele der Zuhörer teilten das Schicksal von Jupp Kurth, suchten neuen Mut, auch im Karneval. Andere Autoren schrieben ähnliche Lieder, eines davon, vielen älteren Dürenern sicher auch noch bekannt: „Wenn es Nacht wird über Düren“, vorgetragen vom Dürener Doppelquartett.

LiedtextJupp Kurth widmete sowohl seiner Karnevalsgesellschaft Narrenzuft 1891, hervorgegangen aus der Kolpingfamilie, wie auch den Dürener Karnevalsprinzen eigene Lieder.

Im gegenwärtigen Karnevalsgeschäft fast unvorstellbar, trat Jupp Kurth ohne Gage oder Honorar auf. Seine Lieder den Dürenern auf den zahlreichen Karnevalssitzungen der damalige Zeit vorzutragen war für ihn selbstverständliche Herzensangelegenheit. Ein wahrer Vollblutkarnevalist.

Jupp Kurth starb am 24.10.1968 in Düren und wurde unter großer Anteilnahme auf dem neuen Friedhof beerdigt.