Das Wirteltor

Aus der Rubrik Stichtag / Facebook / 14. April 2021

Seit genau 187 Jahren steht das Dürener Wirteltor nicht mehr. Eine gute Gelegenheit, um einmal auf fast ein halbes Jahrtausend zu gucken, in welchem das Tor fester Bestandteil der "Skyline" der Stadt Düren war.
Das Wirteltor war eines der fünf Stadttore der ehemaligen Dürener Stadtbefestigung. Es stand in etwa da, wo heute der Wirteltorplatz ist, also am Ende der Wirtelstraße. Die Nord-Süd-Achse der Stadt war früher durch das Wirteltor, den Hauptmarkt und die Oberstraße bestimmt.
Das Tor hatte zwei Geschosse und einen Turm. Auf der Stadtseite war auf dem Wenzel-Hollar-Plan zusätzlich ein Wächterhaus links neben dem Torbogen zu erkennen.
1392 wurde das Wirteltor erstmals urkundlich erwähnt.
Im Jahr 1560 wurde das Vorwerks vor dem Wirteltor gebaut. Es erhielt die Inschrift: „Pacem te poscimus omnes“, was Latein ist und auf Deutsch „Friede, dich ersehnen wir alle“ bedeutet.
Ein halbes Jahrhundert später, im September 1603, wurde unter Bürgermeister Gerhard Schlüssel ein Verbindungsgang am Wirteltor gebaut. Auf einem hierzu gehörigen, seit 1978 im Gymnasium am Wirtelor aufbewahrten Stein, steht die folgende Inschrift:
"QVAM MISERVM EST VITAM PORTA MVROQVE TVERI
VIXQVE SVI TVTVM VIRIBVS ESSE LOCI
A° 160. HERH. . . SCHLUS.. CONS"
Übersetzt wurde dieser Text von Karl Hoffsümmer folgendermaßen:
"Schutz hinter Mauern und Toren suchen zu müssen - wie trostlos
Aller Verstärkung zum Trotz - Sicherheit bieten sie kaum
Im Jahre 160. [=1603] Gerhard Schlus(sel) Bürgermeister".
Auf dem bekannten Stadtplan von Wenzel Hollar aus dem Jahr 1634 wurde das Wirteltor "Weilerpfort" genannt. Sowohl das Wirteltor als auch die Wirtelstraße hießen in ihrer Geschichte abwechselnd Weilertor und Wirteltor bzw. Weilerstraße und Wirtelstraße, also ist diese Benennung von Hollar nicht weiter verwunderlich. Die gerade erwähnte Wirtelstraße war damals wenig bebaut und hatte einen eher landwirtschaftlichen Charakter. Vor dem Wirteltor lagen die „Wieler Benden“, durch die rechts von dem „Weg nach Gülich“ (heute: Josef-Schregel-Straße) der „Arnoldts Wieler weg“ (heute: Arnoldsweilerstraße) abzweigte.
Am südlichen Eingang der heutigen Arnoldsweilerstraße lag der alte Judenfriedhof, den Hollar als „Juden Kirchhoff furzeiten“ bezeichnete.
Dort lag auch die „Wieler-“ oder „Wirteltränke“, die aus dem Stadtgraben am Wirteltor gespeist wurde. Vor der Wirteltränke wurde im Dezember 1708 ein etwa vier Meter hohes, schmiedeeisernes Kreuz mit einem vergoldeten Korpus errichtet, das auch heute noch erhalten ist. Es soll eine lateinische Inschrift besessen haben, die Folgendes besagte: „Wenn du vorrübergehst, bezeuge dem Abbild Christi Ehre – doch bete nicht das Abbild an, sondern denjenigen, den es darstellt.“ Die Inschrift ist heute leider nicht mehr erhalten. Es wurde zwar im Jahr 1873 entfernt, allerdings drei Jahre später, also 1876, wieder aufgestellt und auf den städtischen Friedhof, den heutigen Konrad-Adenauer-Park, versetzt. Mittlerweile steht das Wirteltränkenkreuz wieder in der Nähe der alten Stelle. 2008 wurde es nämlich nach umfangreicher Restaurierung am Wirteltorplatz gegenüber dem Kaufhof und damit quasi vor dem ehemaligen Wirteltor aufgestellt.
Die Wirteltränke hingegen wurde am 17. Januar 1866, im Zuge des Ausbaus der Straße zum Güterbahnhof, auf Antrag der Firma „Schoeller, Mewissen u. Bücklers“ verlegt. Am 27. April 1883 genehmigte der Stadtrat die von derselben Firma beantragte Einfriedigung der Tränke. Sie sollte in einer Mauer mit Tür eingeschlossen werden. Die Tür sollte nachts über abgeschlossen sein und tagsüber als Viehtränke und für das Publikum geöffnet sein.
Das Wirteltor selber wurde am 14. April 1834, also heute vor 187 Jahren, auf Abbruch versteigert und als letztes der fünf Dürener Stadttore abgebrochen.
Das hier gezeigte Modell ist eine Rekonstruktion von Josef Winthagen, die aus einer Kooperation der Stadtmauer AG des Stiftischen Gymnasiums mit Josef Winthagens und dem Stadtmuseum Düren entstanden ist.
 
Quellen:
- „Zeittafel zur Geschichte Dürens 747-1997“ von Domsta, Krebs und Krobb
- „Die Dürener Straßennamen“ von Josef Geuenich
- „Rund um die Dürener Stadtmauer“ von Dr. Achim Jaeger
- Informationsschild am Wirteltränkenkreuz