"In Düren zu Hause - Migrationsgeschichte(n) und kulturelle Vielfalt"

In der Ausstellung „In Düren zu Hause – Migrationsgeschichte(n) und kulturelle Vielfalt“ werden die umfangreichen und verblüffenden Ergebnisse des gleichnamigen zweijährigen Forschungsprojektes präsentiert. Ermöglicht wurde all dies durch die finanzielle Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung in Essen.

In Düren leben heute mehr als 140 verschiedene Nationen zusammen. Schon immer hat die Stadt an der Rur vom Zuzug neuer Bürgerinnen und Bürger aus dem In- und Ausland profitiert. Durch die Jahrhunderte bis heute haben diese Menschen, für die Düren ein neues Zuhause wurde, ihre Spuren hinterlassen und tun es noch. Düren wäre nicht Düren ohne sie. Dennoch sind die Themenfelder von historischer und aktueller Migration sowie kultureller Vielfalt noch niemals umfassend aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Dies möchte das Stadtmuseum Düren ändern und nicht nur zur Wissensvermehrung rund um das Thema Migration beitragen, sondern auch einen Ort der Begegnung schaffen, der eine Annäherung zwischen den verschiedenen Einwohnerinnen und Einwohnern Dürens ermöglicht. Mit der Ausstellung soll deutlich gemacht werden, dass die Migration nach Düren, die Integration von Neubürgerinnen und Neubürgern und die damit verbundenen Chancen und Sorgen keineswegs als Phänomene des 20. und 21. Jahrhunderts zu verstehen sind. Im Gegenteil: Der Zuzug von Menschen aus verschiedensten Ländern und kulturellen Kontexten hat Düren schon immer geprägt und die Entwicklung unserer Stadt maßgeblich (positiv) beeinflusst.

Historische Bereiche über die wichtigsten Düren-spezifischen Migrationsströme der Vergangenheit - z. B. über Arbeitsmigration im 19. und frühen 20. Jahrhundert und Zwangsarbeiter im Krieg - bilden die Basis für den Kern der Ausstellung: die jüngere Vergangenheit sowie Gegenwart und Zukunft. Dabei rücken zunächst innerdeutsche Migrationsströme nach dem Zweiten Weltkrieg in den Fokus; außerdem die für Düren jahrzehntelang so bedeutungsvolle Belgische Garnison, die zahlreiche belgische Soldaten und deren Familien nach Düren brachte, von denen einige bis heute geblieben sind.

Auch die Arbeitsmigration in Form der "Gastarbeiter", die ab den 1960er Jahren in hoher Zahl in die vielen Industriebetriebe Dürens strömten, ihre Familien mitbrachten und vielfach bis heute hier leben, nimmt einen breiten Raum ein. Wie und wo haben diese Menschen gewohnt? Wie sah die Schulbildung ihrer Kinder aus? Welche Auswirkungen hatte der Zuzug dieser Menschen auf den Dürener Lebensmittelhandel und die lokale Gastronomie? Zahlreiche Sportvereine wurden von Dürener "Gastarbeitern" gegründet, einige von ihnen bestehen bis heute, so der Türkische SV, der älteste türkische Fußballverein dieser Art in NRW. In welchen Bereichen hat die Stadt außerdem Veränderung und Beeinflussung erfahren? All diesen Fragen wird in der Ausstellung detailreich nachgegangen. Weitere Themenbereiche behandeln das Schicksal der sogenannten "Boat People" - vietnamesischer Kriegsflüchtlinge, die Anfang der 1980er Jahre nach Düren kamen und hier eine neue Heimat fanden. Wie hat sich die Willkommenskultur seit dieser "Flüchtlingskrise" gewandelt, blickt man etwa auf Balkanflüchtlinge oder junge Südeuropäerinnen und Südeuropäer, die im Zuge der Eurokrise nach Düren gelangten? Auch die "Flüchtlingskrise" von 2015 wird thematisch einen breiten Raum einnehmen.

Ein weiterer Abschnitt der Ausstellung befasst sich mit den Gemeinschaften der Sinti und Roma in Düren - ebenfalls ein bislang noch überhaupt nicht erforschter, aber z. T. seit Jahrhunderten integraler Bereich der Dürener Stadtgesellschaft. Auch die verschiedenen Glaubensgemeinschaften, die im heutigen Düren vorhanden sind, finden Erwähnung. Persönliche Berichte über die Erfahrungen mit Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit sowie eine Darstellung der heutigen Situation von Integration und Migration mit einem Ausblick in die Zukunft runden die Ausstellung ab. Eine Ergänzung bildet ein Bereich, in dem junge Dürenerinnen und Dürener aus Familien mit Migrationshintergrund berichten, was es für sie bedeutet, in verschiedenen Kulturen zu Hause zu sein und welchen Formen von Diskriminierungen sie im Alltag regelmäßig ausgesetzt sind.

Zahlreiche Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ergänzen die historischen Recherchen und geben vielen der erforschten Migrationsströmungen ein ganz persönliches Gesicht. Die einzelnen Abschnitte können damit durch Exkurse erweitert werden, in denen vom Projektteam interviewte Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus den verschiedenen Themenbereichen ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen und der Thematik damit ihre Stimme und ihr Gesicht verleihen. Verschiedenste Darstellungsformen und Medien sprechen nicht nur alle Sinne, sondern auch verschiedene Altersgruppen an.

„Och, wat wor dat fröher schön … Das alte Düren im Modell“

In der Sonderausstellung „Och, wat wor dat fröher schön … Das alte Düren im Modell“ wird die Vielzahl der von Josef Winthagen gebauten Modelle des alten Düren erstmals in einer Gesamtschau der Öffentlichkeit präsentiert.

„Für das alte Düren, so wie ich es als Kind kennengelernt habe, schlägt mein Herz“, sagt der Rölsdorfer Josef Winthagen (*1932). „Die junge Generation kann sich von der Pracht unserer historischen Altstadt gar kein Bild mehr machen. Wenn meine Generation weg ist, verschwinden die Erzähler aus jener Zeit“. Die Idee, das alte Düren im Modell nachzubauen, reifte 2008 in ihm. Der damals 76-Jährige machte sich an die Arbeit und begann in seiner heimischen Werkstatt mit Holz, Feinwerkzeug, Schräubchen, Leim und Farbe zu experimentieren. Als erstes Übungsobjekt baute er sein eigenes Wohnhaus nach – und fing Feuer für sein neues Hobby. Seitdem folgten rund 40 Modelle historischer Dürener Gebäude, die in der Regel die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg nicht überlebt haben.

Sein Hauptwerk ist zweifelsohne das Stadtmodell nach der Vogelschauansicht von Wenzel Hollar im Jahr 1634. Rund 1.500 Stunden Arbeit flossen in die dreidimensionale Rekonstruktion der Straßenzüge, Gebäude, Plätze, Wasserläufe und der Stadtbefestigung. 763 Häuser, genauso viele, wie Wenzel Hollar in seinen Plan eingezeichnet hatte, baute Winthagen nach. Häuserblock für Häuserblock arbeitet er sich voran. Die Mühen haben sich gelohnt: Seit der Museumsöffnung 2009 bildet dieses Modell das wichtigste Ausstellungsobjekt. Und viele weitere Modelle folgten.

Seit September 2021 zeigt das Stadtmuseum in dieser Ausstellung die in den Jahren zusammengekommene Vielfalt an Modellen und macht sie den Besuchern erstmals in diesem Umfang zugänglich.

Unterstützt wird die Ausstellung von der Bürgerstiftung Düren.

Jäger, Forscher, Naturschützer - Auf den Spuren von Carl Georg Schillings

Im Januar 1921 verstarb in Berlin der Gürzenicher Afrika-Forscher Carl Georg Schillings. Das Stadtmuseum Düren plante anlässlich des 100. Todestags dieses berühmten Sohns der Stadt Düren verschiedene Veranstaltungen sowie eine Ausstellung, die aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden mussten. Nun ist es aber soweit: Ab dem 23.01.2022 ist die neue Ausstellung „Jäger, Forscher, Naturschützer – Auf den Spuren von Carl Georg Schillings“ für die Öffentlichkeit zugänglich.

Als am 11. Dezember 1865 in Düren dem Gutsbesitzer, Bürgermeister von Birgel und Lokalschulinspektor Carl Schillings (1821-1896) und dessen Frau Antonia, geb. Brentano, ein Sohn geschenkt wird, ahnt niemand, dass dieser Junge einmal ein berühmter Pionier der Afrika-Forschung werden sollte.

Die Mutter aus dem bekannten Hause Brentano zu Frankfurt hatte Vater Carl in Bonn geheiratet. Carls Eltern waren der aus Aachen stammende Königliche Preußische Oberförster Thimotheus Schillings (1786-1871) und seine Frau Caroline Englerth (1797-1859), die eine Tochter der Gründerin des Eschweiler Bergwerksvereins Christina Wültgens war. Der kleine Carl Georg Schillings kann also auf prominente und sicher auch vermögende Verwandte blicken.

Als die Eltern später das Erbteil, den Weiherhof in Gürzenich, beziehen, ist dem kleinen Carl Gelegenheit gegeben, mit der Natur vertraut zu werden. Ein bereits von den Großeltern bestens gepflegter Park und ein angrenzender Wald geben dem Jungen die Möglichkeit, seine jugendliche Abenteuerlust voll auszuleben.

Carl Georg Schillings absolviert sein Abitur in Bonn, ebenso wie sein jüngerer Bruder Max, der später ein bedeutender Komponist und Dirigent werden sollte. Carl Georg entscheidet sich für eine Laufbahn, die ihm zwar auch den Professorentitel einbringt, ihn aber in den Augen vieler Zeitgenossen als gegenüber seinem Bruder weniger bedeutend erscheinen lässt.

Zu Lebzeiten macht er sich einen Namen als Großwildjäger, Reiter, Fotografie-Pionier, Afrika-Forschungsreisender, Zoologe und Naturschützer. Seine Bücher „Mit Blitzlicht und Büchse“ und „Der Zauber des Elelescho“ werden zu langjährigen Bestsellern. In einem Schreiben von 1910 würdigt sogar der US-amerikanische Präsident Theodore Roosevelt Schillings: „Sie haben den großen Vorzug, die Eignung für verschiedene Aufgaben in sich zu vereinen, wie man sie selten findet. Sie sind ein hervorragender Naturbeobachter, ein ausgezeichneter Wissenschaftler. Sie haben die Fähigkeit, mit Spannung und Charme über Ihre Erlebnisse zu berichten, und Sie sind ein bewundernswerter Fotograf“.

Auch der deutsche Kaiser, der Kronprinz und verschiedene Fürsten korrespondieren mit Schillings. Aus dieser Position heraus versucht er, sich durch Eingaben an die maßgebenden Stellen für den Schutz der Tierwelt Afrikas einzusetzen. Aus dem Jäger der frühen Zeit wird ein engagierter Naturschützer. Bereits im Jahr 1900 nimmt er an der Internationalen Wildschutzkonferenz in London teil. Später entwirft er Gesetzesvorlagen für verschiedene Tierschutzgesetze und wird bedeutendes Mitglied im deutschen Vogelschutzbund.

Das Stadtmuseum beleuchtet seit dem 23. Januar 2022 in der Ausstellung „Jäger, Forscher, Naturschützer – Auf den Spuren von Carl Georg Schillings“ die verschiedenen Facetten seines kurzen, aber umso umtriebigeren Lebens.

Unterstützt wird diese Ausstellung von der SWD-Kulturstiftung.

16. November 1944

Am Nachmittag des 16. November 1944 zerstörte die Royal Airforce im Zuge der Operation Queen die Stadt Düren. In weniger als einer halben Stunde legten Bomben Düren in Schutt und Asche. 3126 Menschen kostete der Luftangriff offiziell das Leben, mehr als 90 % der Innenstadt wurden zerstört. Der 16. November 1944 markiert vorerst das traurige Ende einer einst stolzen Stadt.

Der kleine Ausstellungsraum ist als dauerhaft installierter Gedenkraum für diesen wichtigen Tag der jüngeren Dürener Geschichte konzipiert. Bild- und Filmmaterial sowie umfangreiche Augenzeugenberichte dokumentieren die Ereignisse rund um die Zerstörung der Stadt. Eine reichhaltig bebilderte Broschüre zum Thema Zerstörung und Wiederaufbau Dürens ist im Stadtmuseum erhältlich.

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